Die Raffineriekapazitäten in Nigeria wurden jüngst auf etwa 597.700 Barrel Öl pro Tag (bpd) erhöht, wie die nationale Ölaufsichtsbehörde mitteilte. Dies stellt eine Steigerung gegenüber den zuvor geforderten 483.000 bpd für die zweite Hälfte des Jahres 2024 dar. Diese Anpassung steht im Gegensatz zur knappen Versorgungslage durch die in Nigeria operierenden ölfördernden Unternehmen, was zu erheblichen Spannungen im Energiesektor des Landes führt.

Export von Rohöl und Import von raffinierten Produkten

Ein Hauptproblem besteht darin, dass viel des in Nigeria geförderten Rohöls exportiert und anschließend als raffiniertes Produkt wieder importiert wird – oft zu hohen Kosten. Gleichzeitig stehen viele nationale Raffinerien aufgrund mangelnder Rohöllieferungen still. Dies hat dazu geführt, dass die Raffinerien, darunter die Dangote-Raffinerie, auf teure Importe angewiesen sind, um ihren Betrieb aufrechtzuerhalten.

Unzureichende Rohöllieferungen an nationale Raffinerien

Die Nigerian Upstream Petroleum Regulatory Commission (NUPRC) konnte in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 lediglich 177.777 bpd für die nationalen Raffinerien bereitstellen – ein Wert, der weit unter den Anforderungen liegt. Dies verschärft die Situation, da die Raffinerien ihre Produktionsziele gefährdet sehen.

Kritik der Dangote-Raffinerie an der NUPRC

Insbesondere die Dangote-Raffinerie kritisiert die NUPRC scharf und wirft der Behörde vor, das Gesetz, welches die Priorisierung der inländischen Versorgung vorschreibt, nicht konsequent durchzusetzen. Aufgrund der unzureichenden inländischen Rohöllieferungen muss die Raffinerie auf Importe zurückgreifen, was ihre Betriebskosten in die Höhe treibt und die langfristigen Aussichten beeinträchtigt.

Gründe für die unzureichende Versorgung

Die NUPRC führt die unzureichende Versorgung auf betriebliche Probleme der Ölproduzenten sowie auf bestehende Verträge zurück, die einen Großteil der Produktion an Händler binden, welche das Bohren finanziert haben. Eine Umverteilung der Fördermengen würde diese Verträge verletzen, was den Handlungsspielraum der Behörde einschränkt.

Prognose der nationalen Rohölproduktion für 2024

Für das Gesamtjahr 2024 prognostiziert die NUPRC eine nationale Rohölproduktion von durchschnittlich 1,7 Millionen bpd – ein Wert, der über den geschätzten 1,57 Millionen bpd des ersten Halbjahres liegt, jedoch bisher nicht erreicht wurde. Laut NUPRC-Daten sollen ab August 2024 acht Raffinerien mit einer Gesamtkapazität von 864.500 bpd in Betrieb sein. Besonders hervorzuheben ist die Dangote-Raffinerie, die allein eine Verarbeitungskapazität von 650.000 bpd besitzt. Um die Anforderungen der Raffinerien zu decken, müssten die Rohölproduzenten mehr als die Hälfte ihrer Produktion an die nationalen Unternehmen liefern.

Internationale Ölkonzerne und Joint Ventures in Nigeria

Insgesamt fördern 52 Unternehmen, darunter internationale Konzerne wie TotalEnergies, Chevron, Shell und ExxonMobil, in Nigeria Öl. Diese Unternehmen operieren oft als Joint Ventures mit der nigerianischen staatlichen Ölgesellschaft NNPCL, was die Komplexität der Verteilung der Rohölmengen weiter erhöht. Die aktuelle Situation zeigt deutlich die Herausforderungen, vor denen Nigeria in seinem Bestreben steht, seine Ölressourcen effizienter und zum Vorteil der nationalen Wirtschaft zu nutzen.