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Meinen ersten Dokumentarfilm durfte ich über ein Tanzprojekt im Senegal machen. Im Artikel der Link zum Video. Die Tänzer waren zur Hälfte internationale klassische Profitänzer, zur Hälfte traditionell ausgebildete Profitänzer aus Afrika. Ziel war es, dass die von der Herkunft so unterschiedlichen Tänzer eine Form von "Home" im eigenen Körper und Bewegungsspektrum erarbeiten. Das Projekt wurde über einen Zeitraum von zwei Jahren entwickelt. Das Ergebnis der Arbeit wurde in mehreren Vorstellungen auf der Bühne des "steptext dance projects" in Bremen und international aufgeführt.

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Dieses Projekt wurde initiiert von Helge Letonja in Zusammenarbeit mit Gilles Jobin. Die afrikanischen Partner und Choreografen waren Germaine Acogny, Ciré Beye und Bertrand Saki Tchebe.

Das Tanzprojekt

Zunächst wurde eine Gruppe von Tänzern von "steptext dance project" ausgewählt. Dann fand der Workshop statt, der Hauptthema des Dokumentarfilms ist. Im Laufe dieses Workshops wurden die afrikanischen Teilnehmer ausgewählt, die bei der Aufführung in Deutschland teilnehmen durften.

Die Auseinandersetzung mit sehr andersartigen Bewegungen und Rhythmen der jeweils anderen Kultur war oft sehr herausfordernd. Auf der einen Seite wurden traditionelle und zeitgenössischer afrikanischer Tänze erlebt, zum anderen klassisches Ballett und moderner Tanz der europäischen Kultur.

Ein Zentrum für Tanzausbildung in Afrika

Das internationale Tanzzentrum "Ecole de Sables" befindet sich an einem idyllischen Ort am Meer nahe Dakar "Toubab Dialaw" und bietet Tanzkurse und Workshops, die sowohl auf afrikanischen Traditionen basieren als auch moderne Ansätze integrieren. Besonders interessant ist die Verbindung von Tradition und Moderne: Afrikanische Tanzstile, die tief in den kulturellen Wurzeln verwurzelt sind, werden in einem Umfeld unterrichtet, das offen für zeitgenössische künstlerische Einflüsse ist.

Im Zentrum gibt es verschiedene Studios, die den Tänzern verschiedene Arbeitsräume bieten. Zwei dieser Studios, „Aloofo“ und „Henriette“, werden im Video detailliert beschrieben. Das Studio Aloofo besitzt einen Boden aus Sand. Hier wird insbesondere der traditionelle afrikanische Tanz praktiziert. Der Sandboden macht das Tanzen besonders anstrengend und für Europäer gleichzeitig außergewöhnlich. Es vermittelt ein Gefühl der Verwurzelung mit der Erde und den alten, archaischen Wurzeln Afrikas. Dieses Studio schafft eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, indem es die Tänzer durch den Sand mit der Erde und ihren spirituellen Ursprüngen in Kontakt bringt.

Das zweite Studio, Henriette, ist eher europäisch und mit dem typischen grauen Tanzteppich Bodenbelag. Er ist als Bühne mit einem offenen Auditorium und einem lebenden Hintergrund konstruiert, der einen atemberaubenden Blick auf eine Lagune bietet. Diese offene Struktur verleiht dem Raum eine besondere Atmosphäre, da die natürlichen Elemente wie Licht, Wind und die vorbeifliegenden Vögel einen dynamischen, lebenden Bühnenhintergrund geschaffen hat. Diese Verschmelzung von Natur und Bühne macht das Studio zu einem inspirierenden Ort für die Tänzer, die sich hier nicht nur auf ihre Bewegungen, sondern auch auf die Umgebung einlassen können. Für Fotografen ist dieses Studio allerdings eher ein Alptraum, da der natürliche Hintergrund gleichzeitig extremes Gegenlicht bedeutet und eine künstliche Beleuchtung, die dieses kompensieren könnte, nicht vorhanden ist.

Die "Ecole de Sables" wurde gegründet von Germaine Acogny, der Tanzikone Afrikas.

Der Körper als Heimat

Ein zentrales Thema des Projekts ist der "Körper als Heimat". Die Choreografen beschreiben den menschlichen Körper als das eigentliche Zuhause, das man überallhin mitnimmt. Heimat ist dabei nicht nur der Ort, an dem man geboren wurde, sondern vielmehr das, was man im Körper trägt – kulturelle Codes, Bewegungsmuster, Erinnerungen, Emotionen. Diese Gedanken fließen in die Choreografie ein, in der die Tänzer ihren Körper als Träger von Identität und Geschichte verstehen und die Choreografie jeder als Individuum mit entwickeln.

Das Tanzprojekt versucht, diese Idee durch Improvisation zu erkunden. Die Tänzer treten in einen intensiven Dialog mit ihrem eigenen Körper und der Umgebung. Es geht darum, Bewegungen zu finden, die aus dem Inneren des Körpers entstehen und in einen kreativen Prozess mit anderen Tänzern und der Umgebung eingebunden werden. Diese improvisatorische Herangehensweise ermöglicht es den Tänzern, sich mit ihren eigenen physischen, psychischen und emotionalen Wurzeln auseinanderzusetzen und neue Ausdrucksformen zu entwickeln.

Der kulturelle Austausch zwischen Europa und Afrika

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Projekts ist der "kulturelle Austausch zwischen klassischen und afrikanischen Tänzern".  Die "Ecole de Sables" bot die Möglichkeit, dass Tänzer aus beiden Kulturen zusammenarbeiten und voneinander lernen konnten. Die klassischen Tänzer waren aus verschiedenen Ländern und Kontinenten ausgewählt worden, u.a. aus China, Australien, Spanien, Deutschland und hatten alle eine klassische Tanzausbildung und Bühnenerfahrung. Für diese Tänzer war es oft das erste Mal, dass sie mit den rhythmischen und körperlichen Anforderungen des afrikanischen Tanzes in Kontakt kamen. Die Tanztechniken stellen hohe Anforderungen an das Rhythmusgefühl und die Bewegungskoordination und waren selbst für sehr erfahrene Berufsbühnentänzer eine große Herausforderung. Außerdem war das Tanzen im Sand ungewohnt, da der Untergrund den Tänzern alles abverlangt.

Für die afrikanischen Tänzer bot sich umgekehrt die Möglichkeit, europäische klassische und zeitgenössische Tanzstile kennenzulernen und diese mit ihren eigenen Traditionen zu verbinden. Dieser wechselseitige Austausch war nicht nur auf technischer Ebene bereichernd, sondern auch in Bezug auf die kulturellen Codes, die im Körper der Tänzer verankert sind. Der Tanz diente als Medium, um kulturelle Unterschiede zu überbrücken und Gemeinsamkeiten zu entdecken.

Zusammengefasst zeigte sich der afrikanische Tanz sehr auf die Körpermitte fokussiert und durch schnelle rhythmische Bewegungen geprägt ist, die sich meist oft wiederholen und oft wenig Raum erfordern. Im europäischen Tanz dominieren stärker die Linien durch lange gestreckte Körperextremitäten und Drehungen des Körpers als Ganzes (Pirouetten) und raumgreifende Bewegungsreihenfolgen.

Die Rolle des Rhythmus

Ein zentrales Thema im Video ist der "Rhythmus", der nicht nur im Tanz, sondern auch im alltäglichen Leben der afrikanischen Kultur eine wichtige Rolle spielt. Die Tänzer mussten lernen, auf die Trommler zu hören und den Rhythmus der Musik zu spüren, um ihre Bewegungen korrekt auszuführen. Dabei ging es nicht nur darum, eine festgelegte Abfolge von Bewegungen nachzutanzen, sondern vielmehr um einen Dialog zwischen den Tänzern und den Musikern. Dieser Dialog war von intensiver Aufmerksamkeit und Feinfühligkeit geprägt. Die Tänzer mussten sich auf die subtilen Signale der Trommler konzentrieren, um die richtige Bewegung im richtigen Moment auszuführen und die Wechsel in den Rhythmen und Mustern antizipieren zu können

Im afrikanischen Tanz spielt der Rhythmus eine so zentrale Rolle, dass er den gesamten Ablauf bestimmt. Die Trommler geben das Tempo und die Struktur vor, und die Tänzer müssen darauf reagieren. Die einzelnen Rhythmusmuster werden dann mehrfach wiederholt. Durch kleine Zeichen zeigen die Musiker den Tänzern an, wenn ein Schema Wechsel bevorsteht. Diese enge Verbindung zwischen Musik und Tanz schafft eine intensive, von hoher Konzentration geprägte Atmosphäre, in der die Tänzer in den Rhythmus eintauchen und sich ihm vollkommen hingeben.

Ein wertvoller Beitrag zum kulturellen Verständnis

Das Tanzprojekt HOME 52°30’N13°23’E ELEV37m zeigt eindrucksvoll, dass Tanz mehr ist als nur eine körperliche Bewegung. Er ist ein Ausdruck von Kultur, Identität und Gemeinschaft. Durch den Tanz können Menschen ihre Geschichten erzählen, ihre Emotionen ausdrücken und Verbindungen zu anderen Kulturen herstellen, unabhängig, aus welcher Kultur sie stammen. Das Projekt zeigt, wie wertvoll dieser Austausch ist und wie viel wir voneinander lernen können, wenn wir uns auf den Dialog einlassen.

Die Produktion des Videos

Das Video begleitet den im Senegal stattfindenden Teil eines Tanzprojektes, das von "steptext dance project", Bremen und der "Ecole de Sables", Senegal, mit Unterstützung des Goethe-Instituts Senegal und des deutschen Tanzfilm Instituts Bremen verwirklicht wurde. Finanziert wurde das Projekt von der Kulturstiftung des Bundes, Goethe-Institut Senegal, Institut Français Senegal, Senator für Kultur Bremen, Institut Français Bremen.

Die Idee zum Video kam von Helge Letonja dem Leiter von "steptext dance project". Finanziell unterstützt wurde es vom Goethe-Institut Senegal. Umgesetzt wurde es von Angelika Prox-Dampha, einem freiberuflichen Video und Content Producerin, die die Projektorganisation, das Filmen und den Filmschnitt durchgeführt hat. Der Schnitt wurde auf Avid Systemen des "Deutsche Tanzfilminstituts" ermöglicht. Als Kameras wurde eine professionelle Sony Full HD Videokamera (DV Kassette) und eine Canon 5 Mark III verwendet.

Die Arbeit bei über 30 Grad im Schatten war sehr anstrengend. Die Kameras haben aber prima durchgehalten. Nur die Canon ist bei langen drehs schon mal heiß gelaufen. Eine besondere Herausforderung war auch der Sand. Bei Wind war der Sand eigentlich fast überall. Da musste ich immer wieder vorsichtig die Geräte reinigen. Für den Schnitt mussten die Bänder dann alle auf Festplatte überspielt werden. Das war zeitlich ein echtes Problem. Denn viel Zeit zum Schnitt war nicht. Bei der Uraufführug wurde der Film dann noch im Rohschnitt abgespielt und die Finale Version erst nachher erstellt bzw. gerendert. Geschnitten habe ich den Film im Deutschen Tanzfilminstitut Bremen mit Beratung von Heide-Marie Härtel auf einem AVID System.

https://www.steptext.net/

https://ecoledessables.org/

https://www.kulturstiftung-des-bundes.de

https://www.deutsches-tanzfilminstitut.de/

Heide-Marie Härtel https://de.wikipedia.org/wiki/Heide-Marie_H%C3%A4rtel

https://www.institutfrancais.de/de/bremen

https://ifs.sn/#/

Angelika Prox-Dampha auf LinkedIn 

https://aprox-online.de Angelika Prox-Dampha Beratung für Marketing und Neue Medien